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ANGIN (1987) revidiert 1997

für Bläserorchester und 3 Schlagzeuger

Die grundlegende Idee von ANGIN war bereits vier Jahre alt, bevor der eigentliche kompositorische Prozess begonnen hatte. Es war zu jener frühen Zeit als mir - sicherlich etwas utopisch! - eine Art überdimensionaler und dröhnend resonierender Klangraum vorschwebte, der neben seine physischen Komponente auch mit deutlich fließenden Klangströmen erfüllt sein sollte (der erste Akkord und die Akkordfolge der zentralen fff-Passage gehen auf diese anfänglichen Ideen zurück).

Zu jener Zeit war mir jedoch klar, dass solch eine relativ simple Idee nicht genug ist, um zum alleinigen Ausgangspunkt einer autonomen Komposition zu werden. Auf der anderen Seite interessierten mich schon damals bestimmte kompositorische Prozesse, bei denen physiologische Aspekte strukturelle Bedeutung erlangen könnten, wie zum Beispiel der menschliche Atem. Eine klare Vorstellung einer Umsetzung war jedoch zunächst noch nicht vorhanden, und aus verschiedenen Gründen dauerte es fast vier Jahre bis es möglich war, ANGIN der vorliegenden Form zu realisieren.

 

In fast allen meiner Werke der letzten Jahre spielen kolotomische Prinzipien eine relativ zentrale und funktionale Rolle. Man versteht darunter die formale Gliederung oder besser, die musikalische Markierung dieser Gliederung bei einem Werk. Es kann in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden, dass das Interesse an solchen formal-strukturellen Fragen und ihrer Umsetzung mit der Praxis und umfassenden Hörerfahrung balinesischer, javanischer und sundanesischer Musik zusammenhängt (in diesem Zusammenhang hat man auch den Terminus "Kolotomie" definiert).

Es war und ist zudem auf der Basis meiner eigenen musikalischen Ideen klar, dass bei einer eher reihungsartigen, statischen Formkonzeption (bei durchaus balancierter Abfolge) eine übergeordnete kolotomische Struktur wesentlich zur Einheitsbildung des Werks beiträgt. Auf diese Art und Weise wird die kolotomische Struktur zum eigentlichen "Dirigent" des Werks.

Solche Aspekte erfordern eine bestimmte andersartige Art der Einstudierung, einschließlich eine spezifischen Art des Aufeinander-Hörens und Entscheidens, ohne dass ein Dirigent steuernd eingreift.

Der Begriff "Angin" stammt aus dem Indonesischen und bedeutet "Wind" oder "Luft" (im übertragenen Sinne damit auch Atem).

 

Die Revision von 1997 brachte einige wichtige Änderungen im zentralen fff-Abschnitt hinsichtlich Stimmverteilung und Instrumentation (Hinzufügung von zwei weiteren Saxophonen). Aus spielpraktischen Gründen wurde auch ein zusätzlicher Takt hinzugefügt.

 

 

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